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Album Info
Release Date: 1991Label: Chlodwig
Interviews and Songs in the local dialect from Cologne.[Text out of the Inside of the Bypack]
DAS HERZ DER KÖLNER
Der Kölner Dialekt ist in seiner Reinheit bedroht, so hört man häufig. Und deswegen haben viele den Versuch unternommen, die kölsche Sprache zu pflegen und zu beleben: Liedersänger, Buchautoren, Kölsch-Professoren. Sogar Regeln für die Rechtschreibung gibt es. Wir haben den - tatsächlich immer weniger werdenden Kölnern nachgespürt, die noch ihren Dialekt" Sprechen. Auf der Straße, in der Bäckerei, auf ;dem Marktplatz, im Büro und im Wohnzimmer haben wir die Kölner auf Band erzählen lassen und dann das getan, was uns einer von ihnen empfahl: "Jo, dann künnt ihr üch jo noher dat Schönste frrusschnigge."
Und so ist etwas völlig Neues entstanden. Eine Sprach-Collage, in der der garantiert nicht-prominente Kölner von der Straße selbst zu Wort kommt, Zu hören ist eine Vielzahl eindrucksvoller sprachlicher Bilder - manchmal derb, manchmal besinnlich - wie sie nur im kölschen Dialekt möglich sind, und eine Menge kleiner Lebensweisheiten, die so auszudrücken auch nur die kölsche Sprache erlaubt. |
Erzählt haben uns die Kölner zu Alltagsthemen, die wie die überhand nehmenden Hundespuren buchstäblich auf der Straße oder wie die ebenso ärgerlichen Erzeugnisse der Tauben in der Luft liegen. Im Telefongespräch eines Versicherungsagenten ("Wat sommer j'esacht haben?") erfährt man nicht nur die vielfältigen Möglichkeiten, das Wort "sagen" im Kölschen auszusprechen, sondern auch, wieviel diplomarisches Geschick zur Ausübung dieses Berufes nötig ist. Die Hausfrauen, die regelmäßig auf dem Markt einkaufen gehen, zeigen uns ein gesundes Verbraucher- und Ökoverhalten ("Ich bin ene Gegner vun enjefrorene Höhner"), und zur Freikörperkultur nehmen die Kölner, wenn sie sie schon nicht selbst praktizieren, zumindest eine tolerante Haltung ein ("Die dat maache wolle, woröm nit?"). Tolerant und humorvoll sind auch die meisten Einheimischen des Kölner Umlandes, wenn sie mit dem alten Spott der Mutterstadt Köln konfrontiert werden. Beim Thema "Politessen" allerdings scheiden sich lautstark die Geister, während die Kölner merkwürdig zurückhaltend sind, wenn sie zum "kölschen Klüngel" befragt werden. Wie schön der Kölner erzählen kann und wie melodiös seine Sprache dabei klingt, das ist an zwei kleinen Beiträgen zu erkennen: im ersten schildert eine Kölnerin, wie ihre Liebe zu Reibekuchen ihr schlaflose Nächte bereiter, im zweiten erzählt sie, wie auf ihrem Campingplatz der Blitz eingeschlagen hat. In allen Beiträgen wird jedoch der Sinn unseres Mottos deutlich: Das Herz der Kölner liegt ihnen auf der Zunge.
Wir danken allen Kölnern, die mit ihren spontanen Antworten und Anekdötchen zum Entstehen unserer Sprach-Collage beigetragen haben. Unser Dank gilt
auch den Musikern für die Bereitstellung ihrer Kompositionen. Roland Kaehlbrandt, Arno Steffen, Günter Steinig.
Redaktionelle Bearbeitung im FERTIG UNITED TONSTUDIO